Im Anschluss an die Eisenbahnkreuzfahrt im Jahr 2009 war ich noch einige Tage in Kalifornien unterwegs. Dabei hatte ich auch die Gelegenheit einige Züge im Tehachapi Loop anzuschauen.

Ich kam spät abends in Bakersfield an, habe mir ein Motel gesucht und bin praktisch gleich ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen musste ich zuerst etwas einkaufen (Reiseproviant, d.h. Wasser und kleine Snacks) und fuhr anschließend zur Kern Junction. An dieser Stelle treffen die Strecken der UP und BNSF zusammen und führen dann gemeinsam über den Tehachapi Pass. Mir war klar, dass man auch Glück haben muss, um einige Züge zu sehen die über den Pass fahren, und zu diesem Zeitpunkt schwand meine Hoffnung immer mehr. Denn auch nach einiger Zeit des Wartens war weit und breit kein Zug zu sehen oder zu hören.

Ich beschloss zum Amtrak Bahnhof zu fahren, um wenigsten einen der San Joaquin Züge nach Sacramento zu sehen. Als ich aus dem Auto ausstieg, war alles ruhig. Doch dann vernahm ich ganz leise das Röhren von Dieselloks. Es wurde immer lauter und nach kurzer Zeit kam ein Doublestack Containerzug der BNSF mit sechsfach Bespannung an und hielt direkt vor mir. Es war klar, dass dieser Zug in Kürze den Pass in Angriff nehmen würde.

Ein doublestack Containerzug wartet in Bakersfield auf die Abfahrt

Ich fackelte nicht lange, fuhr zu meinem Motel zurück, packte meine Sachen und checkte aus. Ich wollte die Chance nutzen, vielleicht bot sich so schnell keine zweite. Ich fuhr direkt und ohne weiteren Zwischenstopp bis zum Loop. Ich hatte schon Sorgen den Zug dort verpasst zu haben. Doch kaum war ich den kurzen Weg von der Straße bis zum Aussichtspunkt gegangen da sah ich den Zug von der Woodford Siding her kommen. Ein paar Minuten später durchfuhr der Zug den Loop.

Der selbe Zug im Tehachapi Loop

Man muss wissen, dass die Züge auf dem gesamten, steilen und kurvigen Passstrecke gerade mal etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit fahren. So hat man genügend Zeit den Zug zu beobachten, Bilder zu machen und die Situation einfach nur zu genießen. Wann sieht man schon einen sechsfach bespannten Zug der im Schneckentempo durch eine offene Kehrschleife den Berg hinauf röhrt?

Ein weiterer Zug mit 8 Zugloks bei der Fahrt durch den Loop

Der Zug verschwand im nächsten Tunnel und es war wieder ruhig. Aber nicht lange: Hinterher kam sofort der nächste Zug, und was für einer: Ein gemischter Güterzug der BNSF gezogen von 8 (!!!) Loks, und wie sich dann noch herausstellen sollte, nachgeschoben von zwei weiteren Loks.

Die Schubloks dieses Zuges

Bemerkenswert an diesem Zug war die bunte Mischung der Lokomotiven. Zwar alles BNSF, aber sowohl mit der neueren „Heritage“ Farbgebung als auch noch in alter Santa Fe Farbgebung. Dabei die ursprünglich für Personenzüge verwendete rot-silberne Warbonnet Lackierung und auch die für Güterzüge klassische blau-gelbe Lackierung.

Ein Zug in der Anfahrt auf die 180° Kehre in Caliente

Die Züge brauchen aufgrund der Geschwindigkeit tatsächlich sehr lange durch den Loop, und ich war mit meiner Ausbeute doch mehr als zufrieden. Ich machte Mittagspause in Tehachapi. Danach fuhr ich wieder zurück bis Caliente. Dort empfing mich ein unglaublich warmer und trockener Wind, der durch das Tal blies und meine Augen sofort zum Tränen brachte. Ich beschloss daher nicht lange zu bleiben, hatte aber auch hier wieder Glück. Schon nach wenigen Minuten kam von Bakersfield her der nächste Zug und durchfuhr die 180 Grad Kehre. Ich stieg ins Auto und fuhr bis zum Bahnübergang in Bealville. Dort konnte ich den Zug abermals ablichten. Dann nochmals zum Loop um den Zug dort zu sehen. Während des Wartens kam dort noch ein weiterer Zug der UP in der Gegenrichtung.

Der selbe Zug bei der Ausfahrt aus dem Loop

Ich hatte genug Züge gesehen und fuhr weiter, denn in Kalifornien gibt es schließlich noch mehr zu entdecken. Auf dem Weg nach Majove sah ich noch weitere Züge auf Strecke. In Majove nahm ich mir ein Motel, sprang bei über 40 Grad im Schatten in den Pool, blieb aber bei der Hitze nicht länger draußen als nötig. Vom Fenster aus konnte ich noch weitere Züge sehen bis ich müde in Bett fiel.

Die Strecke

Der Tehachapi Pass Railroad Line wurde 1876 von der Southern Pacific gebaut. Die Strecke verbindet dabei das Central Valley mit der Mojave Wüste. Zwischen Bakersfield und Tehachapi steigt die Strecke auf knapp 45 km Streckenlänge (28 Meilen) um über 1000 Höhenmeter an.

Nach der Übernahme der Southern Pacific durch die Union Pacific ging die Strecke auch in deren Eigentum über. Die AT&SF hatte dort von Anfang an Streckennutzungsrechte, wobei diese später auf die BNSF übergingen. Für die UP hat die Strecke hauptsächlich Bedeutung als Nord-Süd-Verbindung, deshalb werden die Züge auch als Southbound und Northbound bezeichnet. Für die BNSF hat die Strecke aber mehr Bedeutung als Ost-West-Verbindung.

Im Zulauf zum Pass ist die Strecke heute weitestgehend zweigleisig ausgebaut. Direkt über den Pass ist die Strecke eingleisig, es gibt aber viele zweigleisige Betriebsstellen (Sidings), dazu gehört auch der Loop selbst (betriebsstelle „Walong“).

Als Besucher

Direkt am Loop befindet sich ein kleiner Parkplatz an der Straße. Dort befindet sich auch eine Gedenktafel. Etwas der Straße entlang bergauf beginnt ein hauptsächlich von Eisenbahnern genutzter Pfad, der zu einem beliebten Aussichtspunkt auf den Loop führt. Ich habe dort sowohl morgens als auch nachmittags immer andere Eisenbahner getroffen.

Eine meiner Hauptlehren war, dass die Züge langsamer sind als man denkt. Man kann einen Zug problemlos über den Pass folgen. Ich weiß noch, dass ich am Bahnübergang in Bealville ewig gewartet habe. Und am Loop dann noch länger. Ich bin überzeugt man kann dazwischen noch mehr Fotopunkte anfahren, ohne einen Zug irgendwo zu verpassen (z.B. in Woodford oder in Keene). Ich habe damals auch versucht noch andere Fotopunkt zu finden, habe mich aber von Schildern wie „NO Entry“ und „No unauthorized personnel beyond this point!“ abschrecken lassen.

Wer auf Züge warten will kann natürlich auch länger an einer Stelle verweilen. An einem guten Tag kommen viele Züge. An einem schlechten Tag wenige bei gar keine.

Südlich von Tehachapi fahren die Züge wieder schneller. Ich habe bei meinem Besuch dort nicht mehr gestoppt, man sieht aber vom Highway aus die Züge fahren und es gibt auch dort bestimmt den einen oder anderen Fotostandpunkt.

Per Auto ist die Gegend gut erreichbar. Der Highway „California State Route 58“ führt über den Pass, oft in der Nähe zu den Bahngleisen. Bakersfield ist eine Großstadt mit vielen Hotels, Läden und Restaurants. Ich habe am Ende des Tages noch in Mojave übernachtet. Dort liegen einige Motels direkt an der Bahnlinie. Auch in Tehachapi gibt es einige Übernachtungsmöglichkeiten.

Zumindest im Sommer muss man sich auf sehr warme Temperaturen einstellen. Die Gegend ist knochentrocken. Man sollte auf jeden Fall Sonnenschutz und genügend Wasser dabei haben.