Am 11.10.2022 wurde der Regionalfahrplan für die Inbetriebnahme der SFS Wendlingen-UIm vorgestellt1. Gleichzeitig gab es eine Vorschau auf die Änderungen, die mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Jahr 2025 erfolgen sollen2. Es lohnt sich also anzuschauen, was sich ändert und wie sich dies auf die Strecken am Bodensee auswirkt.

Die größte Änderung ab Dezember 2022 ist ein neuer IRE200 der dann stündlich zwischen Ulm und Wendlingen auf der SFS pendeln und als einzigen Unterwegshalt den Bahnhof Merklingen bedienen wird. Der Fahrplan ist so gestaltet, dass sich die Züge zur Minute 39 in Merklingen begegnen. Das hat zwar den Vorteil, dass ein Zubringerdienst (Busverkehr) nur auf einen Zeitpunkt zugeschnitten werden muss, allerdings lässt sich für die Busse damit nur schwer ein symmetrischer Fahrplan realisieren.

Schade, dass man es für den IRE200 nicht geschafft hat einen symmetrischen Fahrplan festzulegen. Die dafür notwendigen Fahrplanlagen kollidieren nur mit einigen wenigen Fernverkehrszügen über die SFS. Daran kann es nicht gelegen haben. Allerdings hätte man dann auf bessere Anschlüsse in Wendlingen von/nach Stuttgart verzichten müssen. Und das war dann wohl wichtiger.

Auf der Südbahn werden die Fahrplanlagen des RE5 und IRE3 jeweils um 30 Minuten gedreht. Dies hat offensichtlich den Grund in Plochingen bessere „Eckanschlüsse“ von/nach Tübingen herzustellen. Auf der Südbahn ändert sich dadurch nicht viel, nur dass jetzt der RE5 nicht mehr nach Lindau durchgebunden wird, sondern der IRE3.

Dies muss so sein, denn sonst würden sowohl der Fahrplan auf der Bodenseegürtelbahn und auch die Anschlüsse in Lindau nicht mehr funktionieren. Einziger Nachteil ist damit die Fehlende Durchbindung von Lindau bis Stuttgart.

Es wurde aber bereits moniert, dass die Kapazität der eingesetzten Züge der Baureihen 425 für den IRE3 nicht ausreiche. Man sollte aber davon ausgehen, dass sowohl die DB AG als auch die NVBW die Fahrgastzahlen recht gut kennen und die Situation dadurch ausreichend gut einschätzen können sollten. Außerdem gäbe es immer noch die Möglichkeit einer Doppeltraktion an BR425 (sofern sich genügend Fahrzeuge finden lassen) oder auch der Einsatz alternativer Fahrzeuge, z.B. Doppelstockwagen (auch hier muss die Verfügbarkeit gegeben sein).

Weitere Veränderungen auf den Strecken am Bodensee gibt es dadurch nicht. Für die Fahrgäste ist das sehr angenehm, denn es war zu befürchten, dass sich der Fahrplan bereits nach einem Jahr schon wieder ändert.

Die größeren Veränderungen werden dann ab 14.12.2025 mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 erfolgen. Und hier gibt es viel Positives zu berichten. Zuerst sind die Verantwortlichen für den Fahrplan zu loben, dass diese erst zwei Jahre nach Veröffentlichung des Deutschlandtaktes den Mut hatten diesen zu verändern.

In der Region Stuttgart beinhaltet der Fahrplan einen weiteren Ausbau des Metropol-Express (MEX) Netzes. Dies ist zu begrüßen. Express-S-Bahnen sind das richtige Mittel, um das klassische S-Bahn-Netz zu erweitern und gleichzeitig schnelle Verbindungen in die Stadt zu ermöglichen. Auch München wird eine Express-S-Bahn erhalten. Ebenso soll in Zürich langfristig eine Trennung in ein lokales und ein Express-Netz erfolgen. Man ist damit in Stuttgart also auf dem richtigen Weg.

Im gleichen Zusammenhang sollen im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof viele Linienverläufe so gestaltet werden, dass sich möglichst wenig Fahrstrassenausschlüsse ergeben. Das erhöht die Kapazität und vermeidet Verspätungen. Eine gute Entscheidung.

Die größte Auswirkung auf die Südbahn hat allerdings der neue IRE1, der den schnellen Regionalverkehr auf der SFS Stuttgart-Ulm bilden wird. Dieser wird, entgegen der jahrzehntelangen Planungen jetzt nicht nach Würzburg, sondern nach Karlsruhe geführt. Damit geht man endlich den besseren Weg, denn dieser Linienverlauf ermöglicht sowohl in Karlsruhe als auch in Ulm die Einbindung in die dortigen Taktknoten. Außerdem muss sich dadurch der Fahrplan auf der Südbahn nicht ändern. Man kann also auch hier weiterhin die Knoten in Aulendorf und Lindau bedienen. D.h. alle Anschlüsse im heutigen Fahrplan bleiben bestehen und der von mir erstellte Fahrplan „Bodensee-Donau-Allgäu“ bleibt weiterhin möglich.

Außerdem fährt der IRE1 dann von Vaihigen/Enz bis Ulm auf Schnellfahrstrecken und wird somit zu einem echten „Baden-Württemberg-Express“. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass der Fahrplan wohl mit ausreichend Pufferzeiten versehen wird, um Verspätungen vorzubeugen.

Vorteilhaft ist ebenfalls der geänderte Verlauf des RE5. Dieser soll dann in Zukunft nicht mehr auf der Südbahn fahren, sondern schon in Ulm enden. Dadurch ergeben sich in Ulm nicht nur gute Anschlüsse an den IRE1, sondern auch entspannte Wendezeiten. Außerdem kann der Fahrplan für den RE5 dann unabhängig von der Südbahn festgelegt werden. Der größte Vorteil liegt aber darin, dass auf der Südbahn dann ein anderer schneller Regionalzug (heute IRE3) den IRE1 zu einem Halbstundentakt verdichten kann. Dieser Zug kann dann langfristig auf die Bodenseegürtelbahn nach Singen verlängert werden. Damit ist der hier vorgestellte Fahrplan auf der Bodenseegürtelbahn möglich.

Alles in allem kann man nur sagen: Weiter so! Man ist hier auf dem richtigen Weg.

1 Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (2022), „Vortrag: Regional-Fahrplan nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm“, 11.10.2022

2 Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (2022), „Vortrag: Ausblick auf den Regional-Fahrplan nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21“, 11.10.2022