Nach der Elektrifizierung der Südbahn Ulm-Friedrichshafen und dem östlichen Teil der Bodenseegürtelbahn kommt es mit dem Fahrplanwechsel am 12.12.2021 zu einigen Änderungen auf diesen Strecken. Zeit also sich die neuen Fahrpläne genauer anzuschauen.

Was ändert sich?

Auf der Südbahn bleibt der Fahrplan im Wesentlichen erhalten. Die größte Änderung ist, dass die Leistungen nun durch elektrische Fahrzeuge erbracht werden. Der RE mit Durchbindung nach Stuttgart bleibt in seiner Lage erhalten. Auch die Aufenthaltszeit in Ulm bleibt vorerst unverändert, obwohl der Lokwechsel künftig entfällt. Auch die RB-Verbindung von Ulm bis Biberach-Süd bleibt mit der Zugkreuzung in Laupheim Stadt praktisch unverändert. Dasselbe gilt für die Züge der BOB zwischen Friedrichshafen-Hafen und Aulendorf.

Die größte Veränderung im Fahrplan betrifft die IRE-Verbindung Basel-Ulm. Diese wird in Friedrichshafen gebrochen. Von Friedrichshafen bis Ulm fährt nun stündlich ein IRE der mit dem RE einen angenäherten Halbstundentakt bildet. Obwohl der IRE 3 Stopps weniger einlegt, ist die Fahrzeit auf der Gesamtstrecke praktisch identisch zum RE.

Auf dem Ostabschnitt der Bodenseegürtelbahn bleibt der RE in seiner Fahrplanlage erhalten. Die Regionalbahn nach Lindau verschiebt sich etwas, es bleibt aber beim Stundentakt und auch beim Zielbahnhof Lindau-Insel. Der RE dagegen fährt künftig bis Lindau-Reutin.

Die größten Änderungen gibt es auf dem Westabschnitt der Bodenseegürtelbahn. Der RB nach Radolfzell verschiebt sich um ca. eine halbe Stunde und fährt künftig in einem klaren Stundentakt (also nicht mehr leicht alternierend alle zwei Stunden um ein paar Minuten versetzt). Auch der IRE verkehrt um ca. eine halbe Stunde versetzt und hält zusätzlich auch in Salem. Es bleibt hier beim Zweistundentakt. Ein weiterer Halt in Markdorf sowie ein Stundentakt scheitern an der Eingleisigkeit der Strecke.

Alle Angaben beziehen sich auf das Grundangebot tagsüber. Verstärkerzüge zu den Hauptverkehrszeiten sind dabei nicht berücksichtigt.

Was verbessert sich also?

Da sich wenig ändert könnte man fragen was die Elektrifizierung wirklich gebracht hat. Nun, die Fahrzeit der RE zwischen Friedrichshafen und Ulm verkürzt sich tatsächlich um wenige Minuten. Und der IRE fährt jetzt stündlich, wodurch sich im schnellen Regionalverkehr ein Halbstundentakt ergibt (was aber auch ohne Elektrifizierung möglich gewesen wäre).

Der Hauptvorteil liegt aber erst einmal darin, dass die Züge jetzt elektrisch fahren. Das bedeutet weniger Lärm und lokal emissionsfreies Fahren. Zudem sind elektrisch betriebe Züge in der Regel nicht so Wartungsintensiv und verursachen daher weniger laufende Kosten. Elektrisch betriebe Züge beschleunigen auch besser, was sich aber im Fahrplan erst einmal nicht widerspiegelt.

Für den Anfang lässt man sich da sicherlich den einen oder anderen Puffer um Verspätungen zu vermeiden bzw. aufzuholen. Außerdem kommt es voraussichtlich ein Jahr später mit der (Teil-)Inbetriebnahme der SFS Wendlingen-Ulm schon wieder zur nächsten größeren Änderung im Fahrplan. Wieso also jetzt alles ändern? Daher kann man gut verstehen, dass jetzt erst einmal keine großen Änderungen am Fahrplan vorgenommen werden. Für diesen Übergangs-Fahrplan waren daher ohnehin keine großen Sprünge zu erwarten.

Gute Anschlüsse – Schlechte Anschlüsse

In Friedrichshafen sind die Anschlüsse in alle Richtungen gut. Durch die Änderung des Fahrplans auf dem östlichen Abschnitt der Bodenseegürtelbahn hat man manchmal nur Anschluss von RB zu RE (bzw. RE zu RB), aber nicht von IRE zu RE. Natürlich entfällt die Durchbindung des IRE Basel-Ulm, aber die Anschlüsse gehen hier grundsätzlich in Ordnung.

Problematischer wird es in Lindau. Der RB aus Friedrichshafen endet in Lindau-Insel. Nach Lindau-Reutin muss also umgestiegen werden. Der Zug steht aber 40 Minuten auf der Insel, hätte also genügend Zeit für die Fahrt nach Reutin und zurück. Diese Option sollte man zumindest alle zwei Stunden anbieten um einen Anschluss an den EC München-Zürich herzustellen. Damit könnte man dann sogar den Anschluss an der EC nach Zürich halten, denn der RE verpasst diesen knapp.

Auch in der anderen Richtung enden alle RB in Radolfzell, und das obwohl die Züge auch hier fast 40 Minuten auf ihre Rückfahrt warten müssen. Somit muss bis Singen zusätzlich umgestiegen werden. Immerhin fährt schon nach wenigen Minuten der Seehas, und mit diesem hat man in Singen sogar Anschluss an den IC nach Stuttgart und Zürich. Allerdings wäre es sicherlich komfortabler die RB bis Singen durchzubinden.

An den Anschlüssen in Ulm ändert sich im Großen und Ganzen nichts. Die Umsteigezeit zum ICE in Richtung Mannheim ist nach wie vor sehr knapp. Allerdings kann man davon ausgehen, dass aufgrund des recht entspannten Fahrplanes auf der Südbahn die Anschlüsse zuverlässiger werden.

Und sonst?

Bemerkenswert ist vor Allem die tägliche Railjet-Verbindung welche ab Fahrplanwechsel hinzukommt. Diese Verbindung hätte es ohne Elektrifizierung nicht gegeben.

Fazit

Alles in Allem kann man die Entwicklung positiv sehen. Schon im ersten Jahr nach der Elektrifizierung gibt es einige Verbesserungen. Es sind zwar keine großen Sprünge, man kann mit dem Ergebnis durchaus zufrieden sein.